Geschichte Moosachs

Moosach zählt zu den ältesten Orten im heutigen München. Eine Vielzahl von archäologischen Funden lässt auf eine kontinuierliche Siedlung im Bereich der Flur „Moosbichl“ westlich der Quellen des Flüsschens „Moosachvon der Steinzeit über die Bronzezeit, die Urnenfelder-Kultur, die Hallstattzeit und die Kelten- bzw. Latènezeit, aus der in Moosach sogar Siedlungsreste entdeckt wurden, bis in die Römerzeit schließen.

Das heutige, 807 n. Chr. zum ersten Mal urkundlich erwähnte Moosach ist eine bajuwarische Gründung im 6. Jahrhundert n. Chr. Die 815 erstmals bezeugte Kirche mit ihrem romanischen Bau aus dem 12. Jahrhundert ist heute die älteste Kirche in München. Der „Alte Wirt“ geht auf eine bereits Mitte des 15. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnte Tafern zurück, womit auch er eine der ältesten Wirtschaften in München ist.

Im 30-jährigen Krieg (1618-48) wurde ganz Moosach Ende Mai 1632 von den Schweden abgebrannt, mit Ausnahme der Kirche (damals dem einzigen Steinbau im Dorf). Rund 80 % der Moosacher überlebten diesen verheerenden Krieg nicht.

Von 1686 bis 1800 war Moosach eine Adelshofmark. In dieser Zeit entstanden das Hofmarkschloss (1690), heute Kultur- und Bürgerzentrum Pelkovenschlössl, und das „Unterdorf“ von der Alten St. Martins-Kirche bis zur heutigen Feldmochinger Straße. In der Zeit der Hofmarksherrin Maria Ignatia Hörwarth Gräfin von Hohenburg (1755-67) wurde u.a. die St. Martins-Kirche umfassend renoviert und barock ausgestattet.

Jahrhunderte lang gehörte Moosach zum Landgericht Dachau. Dachauerisch waren Tracht, Volksmusik, Volkstanz, Mundart, Brauchtum und die Hausbauweise. Die erste Moosacher Trachtenabbildung findet sich auf dem Deckengemälde aus dem Jahr 1758, das Johann Martin Heigl (etwa 1730-74) schuf, ein Mitarbeiter von Johann Bapt. Zimmermann (1680-1758). 1803 wurde Moosach dem neu gegründeten Landgericht München zugeteilt, 1818-1913 war es eine selbständige Gemeinde.

Ab 1890 siedelten sich zunehmend Gärtnereien in Moosach an, deren Zahl imJahr 1912 mit 43 die der Bauernhöfe mit 40 erstmals überstieg. In den 1930er Jahren wurde die Zahl 100 überschritten, aber nach 1948 verdrängte die zunehmende Bautätigkeit die Gärtnereien weitgehend aus Moosach. Der Eisenbahnanschluss ab 1892 ermöglichte die Ansiedlung von Industrie und Gewerbe (u.a. ab 1906 die international renommierte „Waggonfabrik Jos. Rathgeber“, seit 1987 „Meiller-Kipper“, 1909-12 die „Chemischen Werke München - Otto Bärlocher“ und 1912/13 die „Kupfer- u. Messingwerke München-Moosach“). In der Folge kam es zu einer baulichen Verdichtung, die sich nach der Eingemeindung Moosachs nach München am 1.7.1913 noch verstärkte.

1898 begann der Bau des „Neuen Moosacher oder Nordwestlichen Friedhofs“ (heute „Westfriedhof“, der zweitgrößte Friedhof in München) und 1906 des Gaswerks, das bis 1975 in Betrieb war.

1909 wurde Moosach nach rund 1100 Jahren Zugehörigkeit als Filialgemeinde zur St. Peter-und- Pauls-Kirche Feldmoching selbständige Pfarrei. 1922-24 entstand während der Inflation die neue St. Martins-Kirche. Für die seit Anfang des 20. Jahrhunderts heranwachsende evangelisch-lutherische Gemeinde wurde 1958 die Heilig-Geist-Kirche gebaut.

Das einst ebenfalls zu Moosach gehörige Oberwiesenfeld, auf dem sich 1919-38 der erste Flughafen Münchens befand, wurde ab 1966 mit den Bauten für die „Spiele der XX. Olympiade 1972“ zum „Olympiapark“ umgestaltet. Dabei entstand an der nordöstlichen Grenze Moosachs 1970-72 die Olympia-Pressestadt mit dem damals größten überdachten Einkaufszentrum Europas. Nach langen heftigen Diskussionen, langwierigen Planungsverfahren und vielen Rechtsstreitigkeiten wurde 1987-91 nördlich von Moosach der bereits seit 1938 geplante Rangierbahnhof München-Nord gebaut.

Von 1913 bis 1992 gehörte Moosach zum 28. Münchner Stadtbezirk (Neuhausen-Moosach). Seit der Stadtbezirks-Neueinteilung 1996 bildet Moosach den 10. Münchner Stadtbezirk. Dazu gehören die Ortsteile Hartmannshofen, Nederling, die Borstei (erbaut 1924-29) und die Olympia-Pressestadt. 1930 wurde die Straßenbahn zum Moosacher Bahnhof in Betrieb genommen, 2004 die seit 1998 bis zum Westfriedhof führende U 1 bis zum Olympia-Einkaufszentrum verlängert, wo sie sich mit der 2010 bis zum Bahnhof Moosach in Betrieb genommenen U 3 kreuzt.

Volker D. Laturell

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